Die regelmäßige Wurmkur
Was also „Kur“ so gesund per se klingt, ist nicht keine „Kur“ im Sinn einer wohltuenden Anwendung. Über die letzte Zeit wurde es Usus, Tieren regelmäßig eine „Kur“ zu verpassen, die Gefahren eines Parasitenbefalls immer im Hinterkopf. Hochgradiger Befall mit Endoparasiten (Parasiten im Inneren des Körpers) ist allerdings ein hohes Gesundheitsrisiko und muss auch gezielt behandelt werden, ganz ohne Frage. Durch die Entwicklung besserer Wirkstoffe konnte auch das Vorkommen bestimmter Parasiten in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise vermindert werden, auch das steht außer Frage.
Auf der anderen Seite gibt es beim Thema Entwurmen auch einige mögliche Fehler. Dazu gehört z.B.:
- Falscheinschätzung zur Notwendigkeit
- Regelmäßige Gaben ohne Notwendigkeit (z.B. 4 x/ Jahr fix)
- Fehler bei der Dosierung und fehlende Erfolgskontrolle
Herausforderungen durch die regelmäßige, rein vorbeugende Gabe sind leider zunehmende (Multi-)Resistenzen der Parasiten. Das bedeutet, dass irgendwann schwere Fälle nicht mehr ausreichend behandelt werden könnten, wir kennen die Thematik z.B. von der sog. Krankenhauskeimen her. Aber auch die Umweltschäden müssen bedacht werden, besonders auch dann, wenn der Dung aus einem Stall wieder auf eben die Felder wandert, die zur Erzeugung von Heu oder Futtergetreide im Stall dienen. Einige Wirkstoffklassen werden zu einem hohen Anteil wieder als Wirkstoff unverändert ausgeschieden, es kommt zu einer Wirkstoffsummierung. Für Lebewesen in der Natur, die Kot zersetzen kann das fatale Folgen haben und so das Ökosystem gestört werden.
Selektive antihelminthische Therapie (SAT) – Die gezielte Entwurmung
Die gezielte Entwurmung hat das Ziel, den Befall auf einem bestimmten und stabilen Level nicht-resistenter Parasiten zu halten. Dafür braucht es gezielte Laboruntersuchungen passend genommener Kotproben. Nach einer Anti-Wurm-Behandlung bedarf es einer Kontrolle der Wirksamkeit, ebenfalls durch Laboruntersuchungen des Kot. Entwurmung wird gemanagt, nicht aber im Gießkannenverfahren.
Vorsorge – Das vergessene Thema?
Die einfache Verfügbarkeit (noch) wirksamer chemischer Wirkstoffe hat uns bequem gemacht. Vorsorgen ist nicht trendy. Dabei weiß man, dass die bestimmte Inhaltsstoffe (sog. sekundäre Pflanzenstoffe) von ausgewählten Pflanzen das Darmmileu und Immunsystem positiv beeinflussen, stabilisieren und die Widerstandskraft des Darms verbessern. Allerdings können sich in der heutigen Haltung die Tiere nicht selbst mit wirksamen Futtermitteln versorgen. Tiere haben eine Fähigkeit zur Selbstmedikation. Über die Wahrnehmung des „wie fühle ich mich“ und „was gabs zu futtern“ erfolgt die Auswahl bei Wildtieren. Ganz gezieltes Suchen und Aufnehmen bestimmter Pflanzen ist bekannt. Weitgehende Verarmung der Pflanzenvielfalt in der Landwirtschaft, auf den Weiden nimmt diese Möglichkeit.
Die Pferdeverdauung ist auf die Verdauung pflanzenfaserreicher, cellulosehaltiger Futtermittel spezialisiert, sprich auf Heu und Gräser. Doch tatsächlich gefüttert werden aber zunehmend teils abenteuerlichen Mischungen sog. „Müslis“. Futterkammer platzen aus allen Nähten. Durch falsche Fütterungen werden aber nicht nur „moderne“ Krankheiten angefüttert, auch das Darmmilieu ändert sich, die Basis der Grundgesundheit entzogen (siehe auch: ein-leben-ohne-muesli-ist-moeglich-jedoch-vollkommen-undenkbar-1).
Vorsorge ist besser als Nachsehen
Immungeschwächte Tiere neigen wiederum auch zu einer höheren Parasitenlast. Durch eine durchdachte Fütterung bestimmter bekannt darmstärkender Kräuter kann auch gegen Parasiten angefüttert werden. Bekannt, erforscht sind z.B. die Anregung der Verdauungsdrüsen, Unterstützungen der Leberfunktion und einiges mehr verschiedener Kräuter.
Gezielt begleiten
Eine Entwurmung kann durchaus nötig werden. Sinnvoll ist dann einerseits die Unterstützung des Stoffwechsels sowie die Wiederansiedlung einer gesunden Darmflora. Der Körper muss abgetötete Parasiten abbauen und ausschleusen.
Clever durchdacht – schlau gemacht
Wer nach dem Lesen ins Nachdenken kommt, sollte sich schlau machen. Hier was gelesen, der Stallgassenexperte sagts und wupp … ab in den Warenkorb, das kann den Geldbeutel belasten und kann auch mal nicht funktionieren. Eine Beratung ist hier die bessere Wahl.
Gezieltes Vorgehen gegen (Endo)parasiten, darum geht es, gutes Monitoring, Kontrolluntersuchungen und Vorsorge. Auf diese Weise können die wichtigen Wirkstoffen gegen die Parasiten auch in Zukunft dann wirken, wenn es notwendig ist. „Kur“ kann eine gezielte Kräutertherapie sein, undurchdachte Anwendung wichtiger Arzneimittel ist es nicht, einen Kurcharakter haben diese Mittel sicher nicht.
Aktuelle Literatur: Zeitschrift für Phytotherapie, 1 Veterinärphytotherapie, Februar 2021, S. 1-64, 42 Jahrgang, Thieme
Bildnachweis: Helge Klaus Rieder, CC0, via Wikimedia Commons
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